Wenn die Seele Trauer trägt

Einsame Winterbank
Trauer: Gesprächstherapie in der ‚Gepäckabgabe‘ kann helfen

 

Scheidung, Bruch einer Freundschaft, Arbeitsplatzverlust, eigene schwere Krankheit, der Tod eines geliebten Menschen. Wir alle erleben früher oder später Situationen, die uns emotional an unsere Grenzen bringen. Wie kann sich nur die Welt weiter drehen, Menschen um uns herum unbeschwert durch ihren Alltag gehen, während unser Leben vollkommen aus den Fugen geraten ist? Trauer kann einsam machen, den Betroffenen in ein gefühltes schwarzes Loch stürzen. Manche Menschen versuchen mit allen Mitteln, diesem Loch schnell wieder zu entkommen.

Sie stürzen sich in die Ar­beit, betäuben den Schmerz mit Tabletten, Alkohol oder Ablenkung aller Art. Aber: „Der einzige Weg aus der Trauer führt mitten durch sie hindurch“, sagt die Berliner Therapeutin Karin Wyličil.
Trauer nicht verstecken: Trauer ist keine Krankheit, sondern ein Gefühl. Wer jedoch die Trauer nicht zulässt, sondern verdrängt, wird sie nicht los. Trauernde sind in einer besonderen Situation, sie sind aus dem inneren Gleichgewicht geworfen und verletzlich. Trotz­dem versuchen viele Menschen, sich ihrer Umgebung gegenüber nichts anmerken zu lassen – entweder weil sie meinen, andere Menschen nicht damit belasten zu dürfen oder weil sie keine Schwäche zeigen wollen. Damit machen sie es sich selbst und anderen unnötig schwer. Als psychotherapeutische Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Berlin-Friedrichshain rät Karin Wyličil Betroffenen, ihre Trauer nicht zu verstecken, sondern den Menschen in der näheren Umgebung – Familie, Freunde, Kollegen – ihren Verlust ‚zuzumuten‘. Nur dann hätten schließlich diese auch die Möglichkeit, Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen oder Beistand anzubieten. Nicht ‚vertrösten‘ lassen: Leider reagieren manche Mitmenschen auf Trauer unwillig. Vermeintlich gut ge­meinte ‚Trostworte‘ wie „das Leben geht weiter, Kopf hoch, du bist ja noch jung, wirst sicher bald wieder einen neuen Partner finden“, sind das Schlimmste, was man ei­nem trauernden Menschen sagen kann. Denn sie signalisieren: Ich nehme dich und deine Trauer nicht ernst, ich will damit nichts zu tun haben. Auch manche Tipps wie ‚geh‘ doch mal wieder unter Leute, du musst auf andere Gedanken kommen‘  fallen in diese Kategorie. Da sind Ratschläge tatsächlich ‚Schläge‘ für die verwundete Seele. Karin Wyličil rät Betroffenen, solche ‚Wegtröster‘ möglichst zu meiden: „Trauernde sollten sich Menschen suchen, die zuhören können, die ihre Trauer ein­fach aushalten und vielleicht ein bisschen teilen können. Tränen der Trauer sollten nicht nur allein im stillen Kämmerlein geweint werden, sondern auch in liebe­voller Gesellschaft.“ Vielen Menschen hilft der Besuch einer Trauergruppe, in der sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Wer zunächst das Einzelgespräch mit einer sucht, kann im Rahmen einer Gesprächstherapie in Karin Wyličils ‚Gepäckabgabe‘ über den eigenen Verlust und die damit verbundenen Gefühle spre­chen. Auf Wunsch vermittelt die Therapeutin zusätzlich oder im Anschluss an eine Reihe von Einzelgesprächen den Kontakt zu einer Trauergruppe.

 

Text:

Maßarbeit –Texte nach Maß

Petra Schrömgens

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